Alles Neu…!?

Die Saison ist gestartet und ich werde versuchen die Spiele entsprechend hier auf dem Blog zu begleiten. Da die erste Woche direkt schon stressig war, kommt hier die Zusammenfassung der ersten beiden Spiele zusammengefasst. Ich hoffe, ich finde die Routine um in Zukunft jede Woche etwas zum vergangenen und anstehenden Spiel zu schreiben.

Der erste Spieltag ist schon gespielt und ging Zuhause mit 1:2 verloren. Mit im Schnitt 21,82 Jahren, waren wir etwas jünger noch als letztes Jahr im ersten Spiel (21,91) und fast 4(!!!) Jahre jünger als unser Gegner. Warum das wichtig ist? Nun…wir verlieren das Spiel in der 94. Minute durch einen 40m-Freistoß, der in unserem Fünfmeterraum auftitscht, abgewehrt und dann im Nachschuss verwertet wird.

  • Das Foul, dass zum Freistoß führt? Absolut unnötig! Wir kriegen den Gegner in der Situation zum Stehen und sind übermotiviert im Zweikampf.
  • Verhalten im Sechzehner in der 95. Minute beim Spielstand 1:1? Dilettantisch!
  • Der Ausgleichstreffer fällt durch einen Elfmeter der stümperhaft und blauäugig in Überzahl verursacht wird.

Aber jede Medaille hat zwei Seiten und so hätte die Besonderheit des jungen Alters auch die Headline „Ein Sieg der Unbekümmertheit“ sein können. Denn wir spielten in den ersten 25 Minuten so, wie wir es uns vorgenommen hatten: mutig, schnell und eben unbekümmert. Hatten in den ersten 10 Minuten schon einmal den Pfosten getroffen und ein Tor gemacht und der Gegner wusste überhaupt nicht wie er unser Tempo mitgehen sollte…

Doch es kam wie es vorherige Saison auch so oft kam bei einer Führung: Wir waren zufrieden! Wir wurden schlampig! Wir investierten weniger!

Die Hitze tat ihr Übriges und so war am Ende die Niederlage durchaus verdient.

Taktische Besonderheiten

Letztes Jahr waren wir in der Rückrunde eine absolute Rarität mit unserem System. Wir spielten viel im 3-4-1-2 und konnten so die fehlenden Zuordnungen beim Gegner immer wieder ausnutzen. Als Coach sah man da auch, wie wenig die gegnerischen Trainer zum Teil daran interessiert zu sein schienen, zu erfahren was der kommende Gegner macht. Nur eine handvoll Gegner stellten sich entsprechend auf uns ein.

Für mich ist der riesige Vorteil bei diesem System, dass die gegnerische Mannschaft irgendwo auf dem Feld die Unterzahl akzeptieren muss. Wo, das entscheidet Jede  unterschiedlich. Unser Gegner im ersten Spiel entschied sich dafür die Unterzahl im Mittelfeldzentrum zu akzeptieren und dafür unsere Dreierkette sehr hoch unter Druck zu setzen. Das sah dann folgendermaßen aus:

Grundausrichtungen im ersten Spiel
Wir sind die Blauen 😉

Sie liefen in einem 3-4-3 System auf und wollten unseren Spielaufbau früh unterbinden. Ihre Aufteilung im Zentrum war anfangs aber nicht optimal, sodass wir immer wieder unseren Überzahlspieler (Zehnerposition) im Zentrum finden konnte.

Er war auch der Schlüssel zu den erfolgreichen ersten 25 Minuten. Der Gegner fand kein Mittel und wir spielten schnell und mit viel Selbstvertrauen.

Ball auf 10
Ball auf der Zehnerposition

Das ist unser Ziel in jedem Spiel: Den Ball offen vor der gegnerischen Kette führen. Dadurch stehen die Chancen gut, unsere schnellen Offensivspieler in Laufduelle zu bekommen. Wie wir dorthin kommen ist gegner- und auch tagesformabhängig und variiert von Spiel zu Spiel.

Die emotionale Seite

Der Elfmeter führte allerdings dazu, dass die Leichtigkeit und die Überzeugung in den Aktionen verflogen. Die Wahrscheinlichkeit, dass unser Spiel funktioniert wird extrem durch unser Flachpassspiel beeinflusst. Fühlen wir uns gut und sind sicher im Passspiel, dann kommen wir spielend leicht in den wichtigen Zehnerraum. Sind wir hektisch, unsauber und spielen hohe Bälle, verringert sich die Wahrscheinlichkeit gegen NULL.

Hier kommen dann entscheidend die soFazitg. „weichen Faktoren“ zum Tragen.

  • Wer kann, will und wird Verantwortung übernehmen?
  • Wer ist mutig und selbstbewusst, obwohl gerade nicht viel zusammen läuft?
  • Wer stemmt sich gegen die Niederlage und reißt die anderen mit oder beruhigt wenn es an der Zeit ist, Ruhe zu bewahren?

Das sind Punkte die mir oft viel zu kurz in der Bewertung von Spielen kommen. Sie werden oft mit der „Tagesform“ abgetan. Aber ich bin davon überzeugt, dass man die Spieler dabei unterstützen kann emotional „stabiler“ zu werden, bzw. die Spieler herauszufiltern, die dann mehr in Erscheinung treten müssen. Diese müssen untertzütz werden und die Rückendeckung des Trainers haben. Es muss darüber gesprochen, was man in bestimmten Situationen tun kann, um emotionalen Einfluss zu nehmen. Aber das würde jetzt zu weit führen… Ein gutes Thema für einen eigenen Beitrag!

Fazit

Am Ende war es ein Sieg für die reifere Mannschaft, die es auch mehr wollte. Sie hatten mehr Entschlossenheit in ihren Aktionen und wir zu viele Fehler. Zum Glück hatten wir das Spiel gefilmt und wir konnten einige Dinge unter der Woche im Training aufarbeiten. Diese sollten uns auch für das zweite Saisonspiel weiterhelfen:

  • Aufbauspiel gegen hochstehenden Gegner variabler gestalten. Mehrere Lösungsmöglichkeiten.
  • Was tun wenn wir den Ball vor der gegnerischen Abwehrkette haben?
  • Wie könnten wir eine Kontersituation gestalten?
  • Wodurch können wir uns emotional wieder auf Spur kriegen?

Zur Aufarbeitung gehörten auch mehrere Einzelgespräche, weil ich wissen wollte, was den Spielern durch den Kopf ging in den schwierigen Momenten. Warum sie den Schalter nicht mehr umlegen konnten. Es waren einige Erkenntnisse dabei, mit denen wir arbeiten konnten.

 

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel

Wir hatten einen Tag weniger zur Vorbereitung, da wir bereits samstags unser zweites Spiel hatten. Wir mussten also auch unsere Trainingstage etwas umstellen, sodass wir mittwochs statt donnerstags trainierten. Jeder Amateurtrainer weiß, dass ist nicht „mal eben so“ gemacht. Es fehlten dadurch direkt 3 Spieler, weil sie es von der Arbeit aus nicht schafften. Schichtpläne und Außendienste werden nach Möglichkeit immer extra so gelegt, dass die normalen Trainingstage frei sind. Kommt es dann zu Abweichungen, gibt es regelmäßig Probleme.

Bevor die Trainingswoche startet, hole ich mir meistens montags schon die Infos über den kommenden Gegner ein. Anhand dieser und den Erfahrungen aus dem vorangegangenen Spiel plane ich dann zusammen mit meinem Co-Trainer die Trainingsinhalte.

Der kommende Gegner ist extrem heimstark, spielt taktisch sehr diszipliniert und ist gespickt mit großen und athletischen Spielern. In der letzten Rückrunde haben sie uns System gespiegelt im 3-4-3, so wie auch unser Gegner am ersten Spieltag. Der Trainerkollege von dem ich mir die nötigen Infos holte, bestätigte die Dreierreihe im Sturm und so sahen unsere Trainingsinhalte folgendermaßen aus:

  • Spielaufbau gegen drei Stürmer im Angriffspressing
  • Spielvortrag mit einem Spieler Überzahl im Zentrum
  • Optionen für den Zehner vor der Abwehrkette

Trainingswoche

Dienstag

Der Schwerpunkt der ersten Einheit ist immer ausgelegt zur Regeneration und Technikschulung. Außerdem gibt es (im Normalfall vor dem Training) immer eine Besprechung zum vorherigen Spiel. Diese wird von zwei Spielern gehalten und von uns Trainern ergänzt mit Videomaterial (falls vorhanden).

Besonders regenerativ wurde es dann allerdings leider nicht…

Das Niveau war schlecht. Keine Anzeichen von Wiedergutmachung vom Spiel sonntags. Keine Anzeichen von Konkurrenzkampf, weil der Spieler in der ersten Elf nicht performt hat und sein Konkurrent nun eine Chance wittert. Wir wurden sehr deutlich in der Ansprache und unsere Rondo-Übung ging am Ende dreimal so lange wie angesetzt. Manchmal ist es so ein Bauchgefühl, dass die Peitsche an dem Tag vonnöten ist.

Mittwoch

Die mittlere Einheit in der Woche ist immer mit konditionellem Schwerpunkt Das bedeutet bei uns zB einen Kraftzirkel und Gleichzahlspielen. Diese wiederum haben dann einen bestimmten taktischen Schwerpunkt, den wir entsprechend unserer Spielprinzipien und dem kommenden Gegner anpassen.

Entsprechend unserer Trainingsziele kombinierten wir zunächst unseren Kraftzirkel mit einer Kontersituation in der unser Zehner den Ball vor der gegnerischen Kette im Tempo führt. Eine Gruppe war also im Zirkel, die andere Gruppe beim Kontern.

Danach spielten wir ein 7 gegen 6, wo die Überzahlmannschaft unseren Spielaufbau gegen zwei hochstehende Dreierketten simulierte. Der Spieler uns die Überzahl im Zentrum verschaffen sollte, war der zentrale Spieler unserer Dreierkette und unser Torwart sollte die Aufgaben im Spielaufbau übernehmen. Somit konnten wir 4 gegen 3 im Aufbau zentral spielen:

Spielaufbau gegen drei Spitzen im Angriffspressing
Spielaufbau gegen drei Spitzen im Angriffspressing

Freitag

Unser Abschlusstraining fiel dieses Mal sehr dosiert aus, weil direkt am Folgetag das Auswärtsspiel anstand. Wir beschränkten uns deswegen auf eine kurze Runde Sprints und danach Pass- und Laufwege mit Torabschluss.

Beispiel für Passfolge mit Torschuss
Beispiel für Passfolge mit Torschuss

Vor dem Training gab es die Info, dass 3 Spieler von der 1. Mannschaft mit dazu stoßen werden. Ein Stürmer, ein Außenverteidiger und ein Innenverteidiger. Dazu kam unser Stamm-Innenverteidiger zurück von einer Zerrung, sodass  wir ein gutes Gefühl hatten bei der Qualität, die wir bringen konnten.

Spieltag

Durch einen vereinsinternen Fototermin trafen wir uns bereits am Vormittag, aßen gemeinsam zu Mittag und fuhren dann mit dem Bus (das erste Mal für uns) die weite Strecke zum Auswärtsspiel. Wir nutzten die gemeinsame Zeit auch für eine detailliertere Vorbereitung. Gerade mit den Spielern der 1. Mannschaft haben wir oft zu wenig Zeit, um Ihnen unsere Idee klar zu machen. Die maximal 15 Minuten Besprechung am Spieltag (länger wäre nicht förderlich für die Konzentration) reichen nur selten aus, um die Spieler entsprechend vorzubereiten.

Ziele fürs Spiel

Ballbesitz
  • kontrollierter Spielaufbau (flach) gegen Angriffpressing
    • Torwart als Überzahlspieler in der ersten Reihe
    • zentraler Spieler der Dreierkette hinter der gegnerischen Angriffsreihe
  • Überzahl im Spielvortrag ausnutzen (Zehnerposition)
    • Linien überspielen
  • tiefe Läufe der Stürmer und Außenbahnspieler im letzten Drittel
Gegnerischer Ballbesitz
  • Angriffspressing, um kontrollierten Spielaufbau zu verhindern und den Gegner zu langen Bällen zu zwingen
  • mannorientiert in der gegnerischen Hälfte, ballorientiert in der eigenen

Spielverlauf

Erste Halbzeit

Wir kamen sehr gut rein, hatten mehr vom Spiel und der Gegner fand kein Mittel gegen unsere Überzahl im Zentrum. Der einzige Vorwurf den man uns machen kann war, dass wir unsere Chancen nicht konsequent nutzten und zum Teil auch gar nicht erst zu Ende spielten. Der gegnerische Trainer stellte seine Mannschaft zweimal um, in der Hoffnung, defensiv besseren Zugriff zu bekommen, allerdings ohne Erfolg. Neben dem 3-4-3 zu Beginn, kam noch ein 4-1-4-1 (nur sehr kurz) und dann ein konservatives 4-4-2 zum Einsatz. Das blieb es dann auch bis zum Abpfiff.

Nachdem wir bereits zwei Hundertprozentige vergeben hatte, half uns der Schiedsrichter mit einem etwas strittigen Elfmeterpfiff kurz vor der Pause. Dieser wurde souverän verwandelt und es fühlte sich hochverdient an. Es passt aber gut in unser aktuell fehlendes Selbstverständnis, dass keine 2 Minuten drauf der Ausgleich fällt. Ein Freistoß aus dem Halbfeld wird nicht konsequent geklärt, unsere Spieler orientieren sich schon nach vorne und verlieren ihre Gegenspieler aus den Augen. Am zweiten Pfosten köpft ein Spieler völlig freistehend ein. Direkt nach dem Tor pfeift der Schiedsrichter zur Halbzeit.

Wir wollten in der zweiten Halbzeit nun wieder mehr investieren und vor allem besser den Ball laufen lassen. Trotz einer gewissen Feldüberlegenheit, hatten wir nicht das Gefühl, spielerisch am Limit zu sein.

Zweite Halbzeit

Das Spiel startete allerdings extrem eng und mit einem Schock: Der Schiedsrichter zeigte erneut auf den Punkt, diesmal allerdings in unserem Sechzehner. Auch dieser Pfiff war sehr umstritten, doch unser Keeper wehrte den Schuss ab, hielt uns im Spiel und sorgte dafür, dass das Momentum nun vollkommen bei uns lag.

Unser Druck erhöhte sich nun augenblicklich und unsere offensive Einwechslung machte sich nach 15 Minuten direkt bezahlt. Nach Querpass in den Fünfmeterraum wurde in die kurze Ecke gehämmert. Führung!

Der Gegner ließ nun die Ordnung die fallen und wir hatte sehr viel Platz zum kontern. Leider spielten wir auch wieder nicht alle Angriffe konsequent, sodass man am von „nur“ einem weiteren Treffer für uns sprechen konnte.

Fazit

Am Ende ein absolut verdienter Sieg! Wir sind deutlich flexibler was unsere Spielweise angeht als im letzten Jahr. Die Spieler aus der 1. Mannschaft haben uns in diesem Spiel sehr gut getan und den jüngeren Spielern gezeigt, dass bei ihnen noch etwas fehlt, um mit mehr Spielzeit rechnen zu können. Das Durchschnittsalter war etwas höher als im ersten Spiel (22,55) und führte zu etwas mehr Ruhe in den wichtigen Aktionen. Besonders wichtig waren allerdings die folgenden Punkte:

  • „große“ Aufstellung – im Zentrum entscheiden wir uns immer für den größeren Spieler
  • Aufbauspiel – war stark verbessert, aber immer noch ausbaufähig!!
  • Tempo – mehr tiefe Läufe als im ersten Spiel, aber immer noch zu viel in den Fuß gespielt
  • Mentalität – dieses Mal konnte wir Gegentreffer und Elfmeterpfiff gegen uns schnell abschütteln und den Schalter wieder umlegen

Das Spiel macht große Lust auf mehr, denn der Gegner ist für mich in den Top 5 einzuordnen und Zuhause eine Macht. Wir haben es sehr gut gemacht, auch wenn das Spiel mit einem erfolgreichen Elfmeter für den Gegner auch anders ausgehen kann.

Die Moral und vor allem auch die Kondition haben am Ende gestimmt und uns verdiente 3 Punkte gebracht.

Ausblick

Es folgt am dritten Spieltag der nächste schwere Gegner. Letztes Jahr nur knapp (Torverhältnis) an den Top 5 vorbei geschrammt, haben sie sich im Sommer noch einmal sehr gut verstärkt! Individuell top besetzt in der Offensive und wieder eine sehr „große“ Mannschaft.

Es wird auch hier wieder auf die tiefen Läufe hinter die Kette ankommen, auf das Verteidigen von zweiten Bällen und Standardvermeidung.

Die Trainingswoche werden wir somit ähnlich gestalten wie letzte Woche. Wir werden wieder spielerischen Fokus auf unser Aufbauspiel legen (dieses Mal gegen zwei Spitzen) und uns Varianten für unsere tiefen Läufe überlegen. Auf, auf in eine gute Trainingswoche!

 

 


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