DFB-Elite-Jugend-Trainer-Fortbildungs-Workshop

– Ein Erfahrungsbericht (TEIL 1)

Einführung

DFB-Elite-Jugend-Trainer-Fortbildungs-Workshop…Sag das mal langsam und dann so schnell und fehlerfrei wie möglich…

Ja, das ist tatsächlich der offizielle Name dieser Fortbildung. Schuld an diesem sehr uninspierendem Namenskonstrukt ist natürlich der Name dieser künstlich erschaffenen Lizenz: DFB-Elite-Jugend-Lizenz. Nicht Fisch nicht Fleisch liegt sie zwischen der B-Lizenz und der A-Lizenz und ist in der Praxis so viel Wert, wie der Coupon nach dem Toilettengang auf der Raststätte im Verhältnis zu den Tankstellenpreisen.

Ein kurzer Überblick über die Lizenzen:

DFB-Lizenz-Übersicht
DFB-Lizenz-Übersicht

In dieser Übersicht ist leicht zu erkennen, dass die DFB-Elite-Jugend-Lizenz etwas aus der Reihe fällt. Sie ergänzt lediglich das mögliche Tätigkeitsfeld des Trainers. Weg vom „traditionellen“ Coaching einer Mannschaft (Jugend oder Senioren), hin zu „externen“ Arbeitsfeldern, die eher Richtung Entwicklung gehen.

Diese Tätigkeitsbereiche haben absolut ihre Berechtigung! Es stellt sich lediglich die Frage, ob man die dort anfallenden Themen nicht auch mit der B- oder A-Lizenz abdeckt. Ich würde die Frage mal (naiv wie ich bin) mit „JA“ beantworten. Zumal man mittlerweile immer wieder hört, dass zum Beispiel die NLZ nur noch A-Lizenz-Inhaber einstellen. Es gibt mittlerweile  auch dort schon so viel Auswahl, wieso also (überspitzt formuliert) mit „weniger“ zufrieden geben. Für mich bleibt der fade Beigeschmack, dass diese Lizenz als zusätzliche Einnahmequelle für den DFB dient und bestimmte Quoten in der Trainerausbildung erfüllt werden müssen.

Aber nun erstmal genug Skepsis! Lasst uns mal inhaltlich schauen, was dieses Wochenende in Kaiserau zu bieten hatte:

DFB-Elite-Jugend-Trainer-Fortbildungs-Workshop

Online-Lernumgebung

Der DFB hat sich etwas Neues einfallen lassen: Online-Lernumgebung. Mit Hilfe des Onlineportals edubreak hatte man nun bereits 2 Wochen vorher Zugang zu der Lernumgebung für diesen Workshop. Durch verschiedene Aufgaben wurde man bereits gut auf den Lehrgang eingestimmt und man hatte die Möglichkeit sich bereits ein Bild von den anderen Teilnehmern zu machen.

Über Emails wurde man an seine Aufgaben dort erinnert:

  • sein Profil vervollständigen (Bild, sportlicher Lebenslauf, Interessen)
  • seine Erwartungshaltung an den Lehrgang
  • Einführung in die neuen Leitlinien des DFB 
    • Videoanalyse von Offensivphase und Defensivphase einer DFB-Auswahlmannschaft

Der Zeitplan wurde ebenfalls vorab online gestellt, sodass man sich auch schon darauf einstellen konnte, wann es auf den Platz geht.

Freitag ( Anreisetag )

Bis 10:30 war Anreise in Kaiserau und nachdem die Zimmer bezogen wurde, war um 11:00 Uhr Treffen im großen Veranstaltungsraum. Es waren knapp 100 Trainer zu diesem Workshop erschienen, sodass der Saal schon ziemlich voll war.

Thomas Roy war Lehrgangsleiter und stellte sich und die weiteren Referenten / Ausbilder vor und ging mit uns den Zeitplan durch. Dazu kündigte er bereits den ersten Gastdozenten an: Marc Meister.

Demo-Einheit und Theorie mit Marc Meister

Marc Meister trainierte bereits die U19 von Borussia Dortmund, die U17 vom KSC, war Co- und Cheftrainer dort und der erste deutsche Absolvent des Master-Studiengangs „Dirección de fútbol“ an der Privatuni von Real Madrid. Seit dem Sommer 2019 ist er nun Chefrainer der U15-Nationalmannschaft.

Nach einem hervorragenden Mittagessen, ging es dann direkt zu Marc Meister auf den Platz, wo er eine Einheit coachte zum Thema:

„Trainingsmöglichkeiten zur Steigerung der Torgefährlichkeit“

Trainingsgruppe bei Marc Meister
Trainingsgruppe bei Marc Meister
Übung Nr. 1

Zur Erwärmung und Einstimmung auf die folgende Einheit gab es 3 Passfelder die sich überlappten und jeweils 2 Bälle pro Feld aktiv waren. Somit war eine hohe Anforderung an Technik (1. Kontakt, Passschärfe) und kognitiven Fähigkeiten (Umblickverhalten, aufmerksam sein) gegeben. Da die Trainingsgruppe aus den Teilnehmern des Workshops bestand, gab es viel zu coachen und auch die Intensität war fordernder als wahrscheinlich beabsichtigt.

3 Passfelder ineinander
3 Passfelder ineinander
Übung Nr. 2

Nach einer kurzen, aber dringend benötigten Trinkpause, ging es in 2 parallele Felder in denen jeweils 3 gegen 3 plus 4 Neutrale gespielt wurde. Die Felder waren klein und begünstigten somit wieder die Schwerpunkte (1. Kontakt, extreme Vororientierung). Interessant war hier sein Coaching. Er begleitete beide Felder abwechselnd und wirkte sehr präsent. Es gab nur wenige Unterbrechungen als viel mehr Simultancoaching.

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Übung Nr. 3

Nach diesen vorereitenden Übungen, ging es nun Richtung Tor mit insgesamt 3 Aktionen pro Durchgang:

1. Aktion - 3gg2 o. 3gg3
1. Aktion – 3gg2 o. 3gg3
2. Aktion 1gg1
2. Aktion – 1gg1

 

 

 

 

3. Aktion - 4gg3
3. Aktion – 4gg3
Übung Nr. 4

Danach hieß es, das gelernte nochmals Anwenden in einer Spielform (doppelter Sechzehner):

Abschlussspiel - 2gg2 mit Belohnung
Abschlussspiel – 2gg2 mit Belohnung

Theorie zur Demo  (Marc Meister)

Nachdem sich die Aktiven kurz frisch gemacht hatten, gab es zur Demoeinheit die erläuternde Theorie im Sitzungsraum durch Marc Meister. Er erklärte hier noch einmal die Übungen mit den entsprechenden Coachingpunkten und erläuterte diese auch noch ausführlich. Am meisten sind bei mir allerdings seine einleitenden Worte hängen geblieben:

Das Wichtigste ist von anderen Trainern zu lernen!

  • Welche Kniffe, Tricks, Methoden haben sie?
  • Was ist ihre Lieblingsübung, welche Coachingpunkte sind für sie entscheidend?

Genau aus diesem Grund findet er auch solche Veranstaltungen so wichtig. Trainer aus ganz Deutschland kommen zusammen und werfen ihr Wissen in einen großen Topf. Jeder der interessiert ist und die richtigen Fragen stellt, kann sich an diesem Topf bedienen. Vorausgesetzt, er will dazu lernen und geht nicht davon aus, dass er schon alles weiß.  Der Dialog mit anderen Trainern sollte die Basis zur Fortbildung für jeden Einzelnen sein. 

Gruppenarbeit Teil I
Gruppenarbeit
Gruppenarbeit

Um diesen Gedanken des Dialoges aufzunehmen, ging es danach in Gruppen von ca. 16 Trainern. Jede Gruppe wurde geleitet von einem Dozenten und bekam die jeweils gleichen Themen zur Bearbeitung:

  • Training des Torabschluss unter wettspielgemäßen Bedingungen
  • Verteidigen im Strafraum – Übergang von der Raum- zur Manndeckung

Die Gruppe wurde halbiert und jede Untergruppe bekam ein Thema zur Vorbereitung. Einmal in der Theorie und dann als Demoeinheit auf dem Platz. Ich bin kein großer Freund von Gruppenarbeiten und gerade bei dieser Aufgabenstellung gibt es bei 8 Leuten auch 8 verschiedene Meinung. Man stellt am Ende eine Einheit vor, bei der man viele Kompromisse eingegangen ist und hinter der man nicht wirklich steht.

Viel spannender wäre es gewesen, jeden Einzelnen seine Ideen  in Theorie und Praxis einmal vorstellen zu lassen. Vor allem vor dem Hintergrund, wo er aktuell trainiert. Man hätte so die Unterschiede in der Trainingsgestaltung und Coaching herausarbeiten können. Wie geht ein Trainer, eine Trainerin die Aufgabenstellung im leistungsbezogenen Jugendbereich an? Welche Problemstellungen könnte es dabei im Breitensportbereich geben, wie sähe da das Coaching im Vergleich aus?

Damit hätte man einen richtigen Mehrwert generieren können!

Ausklang Tag 1

Bei einem kühlen Weizenbier und dem Freitagsabendspiel endete dann auch der erste Tag. Der nächste Tag versprach zum Einen anstrengend zu werden, denn es standen zwei Einheiten auf dem Platz bevor. Zum Anderen aber auch extrem interessant, denn Manuel Baum (Ex-Augsburg-Trainer) war angekündigt, um eine Theorie- und Demo-Einheit zum Thema Gegenpressing zu leiten. Dazu kam eine Podiumsdiskussion mit ihm und einem unserer teilnehmenden Trainerkollegen: Erik Meijer!

Über diesen hoch interessanten Samstag und vor allem auch ein generelles Fazit zum Wochenende und zur Fortbildung an sich, werde ich im zweiten Teil berichten!


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