Die letzten Wochen waren stressig und deswegen leider jetzt erst wieder ein neuer Beitrag im Blog. Den möchte ich direkt mal nutzen um ein persönliches Fazit meiner ersten Hinrunde als Trainer in der Landesliga zu ziehen.
Wie schon im Zwischenfazit geschrieben, können wir phasenweise immer wieder spielerisch glänzen und die Gegner vor große Probleme stellen. Allerdings wurde uns in den letzten 5 Spielen der Hinrunde noch einmal ganz klar die Grenzen aufgezeigt. Besonders in den letzten beiden Spielen…diese verloren wir mit einem Torverhältnis von 12:3(!). Und beide auch völlig verdient in der Höhe…
In beiden Spielen war unser defensives Zweikampfverhalten eklatant schwach und die Fehlerquote im Spielaufbau hoch. Der Gegner musste nicht viel machen um gegen uns in gute Abschlusssituationen zu kommen. Grund dafür ist die allgemeine Unsicherheit und vor allem auch das fehlende Selbstvertrauen. Das ist uns jetzt über die letzten Wochen abhanden gekommen und ich bin froh, dass wir jetzt in der Winterpause nochmal auf Null stellen können.
Statistik
Wir belegen jetzt in der Tabelle den 12. Platz und sind nur noch einen Punkt von den Abstiegsplätzen entfernt, allerdings auch nur fünf Punkte bis Platz 7. Unsere Tor Statistik sieht zum Abschluss jetzt so aus:
Auswertung
Tore
Wir sind mit der Anzahl der geschossenen Tore in den TOP 5 der Tabelle. Besonders hervorzuheben sind hier die Tore, bei denen der letzte Pass aus dem Zentrum erfolgt ist. Hier waren wir immer wieder in der Lage unsere häufige Überzahl im Zentrum (meistens 3:2, wenn der Gegner im 4-4-2 verteidigt) auszuspielen und unsere Spieler auf der 8er-Position in eine offene Stellung vor der Viererkette zu bekommen, von wo aus der letzte Pass gespielt werden konnte. Leider habe ich keine Statistik, die die herausgespielten Chancen mit einbezieht. In der würde deutlich werden, dass wir da noch einiges haben liegen lassen. Das ist definitiv etwas was ich mir für die Rückrunde vornehmen werde. Mich würde da insbesondere die Anzahl an Chancen im Spiel interessieren und wie viele wir dann im Endeffekt verwerten.
Was wir verbessert haben im Laufe der Hinrunde ist unser Flügelspiel. Wir haben es häufiger geschafft unsere Außenverteidiger mitzunehmen und sie in gute Flankensituationen zu bringen. Leider war dann meistens unser Einlaufverhalten nicht gut, sodass nur selten ein Tor heraus sprang. Definitiv etwas, was es zu verbessern gilt!
Was allerdings negativ hervorzuheben ist, ist die Anzahl der Kontertore. Wir hätten durchaus die Spieler um hier deutlich besser abzuschneiden. Wir treffen leider zu oft die falschen Entscheidungen und bieten die falschen Laufwege an in den wenigen Situationen die wir haben. Auch hier sollten wir uns definitiv verbessern.
Gegentore
Das schlimmste zuerst: Wir haben die meisten Gegentore aller Mannschaften kassiert. In einem vorherigen Fazit schrieb ich, dass wir ein großes Problem bei Standards gegen uns haben. Wir haben von Raum- auf einen Mix von Raum- und Mann-gegen-Mann-Verteidigung umgestellt, was uns mehr lag. Wir konnten dadurch die Gegentore nach Standards reduzieren. Allerdings schossen am Ende der Hinrunde, geschuldet der allgemeinen Verunsicherung, die Gegentore nach Fehlern im Aufbau und Gegentore nach Kontern nach oben.
Ich bin mir sicher, dass wir das zur Rückrunde wieder besser in den Griff kriegen werden, wenn wir uns wieder das Selbstvertrauen in der Vorbereitung zurückholen. Hierbei helfen werden auf jeden Fall Automatismen, die wir weiter einschleifen werden.
Ein defensiv-taktisch und technisches Problem bleiben die Gegentore nach Flankensituationen. Zum Einen das individualtaktische Verhalten der Außenspieler beim verhindern der Flanke und zum Anderen das Verhalten unserer zentralen Spieler im Strafraum. Wir schauen noch zu sehr auf den Ball und verlieren unseren Gegenspieler aus den Augen. Wir sind dann viel zu weit weg um den Kopfball zu stören, oder einen Schuss zu blocken. Die körperlichen Defizite (vor allem was die Körpergröße betrifft) sind nur ein kleiner Teil der Probleme. Uns muss bewusst werden, dass wir durch ein anderes Verhalten im Strafraum körperliche Defizite zu einem guten Teil auffangen können.
Sollten wir es schaffen, das Verhalten zu verbessern und wieder mehr Selbstverständnis in unser Ballbesitzspiel zu bekommen, dann werden wir die Rückrunde mit der Hälfte weniger an Gegentoren auskommen. Davon bin ich überzeugt!
Persönliches Fazit
Es waren sehr herausfordernde 23 Wochen seit unserem Start im Sommer. Nicht nur die Umsetzung meiner Spielidee, sondern auch die Vorausplanung und Eingliederung der Spieler der 1. Mannschaft am Spieltag. Immer wieder die harte Entscheidung zu treffen wer trotz guter Trainingsleistung nicht spielen kann, weil jemand von „oben“ dabei ist, ist zermürbend. Vor allem, wenn diese Spieler dann nicht die erhoffte Leistung bringen. Allerdings muss man hierzu erwähnen, dass es nicht an der Einstellung oder den Fähigkeiten der Spieler liegt, sondern auch viel der Tatsache geschuldet ist, dass Automatismen und Vertrautheit nicht erwartet werden können ohne gemeinsames Training. Dazu kommt, dass auch diese Spieler meistens nicht älter als 20 sind.
Ich hoffe, dass ich hier in der Rückrunde einen besseren Weg für mich und die Mannschaft finde damit umzugehen.
Wir waren in jedem Spiel im Schnitt mind. 1-3 Jahre jünger als der Gegner. Viele Spieler haben nicht nur ihre ersten Landesligaspiele gemacht, sondern ihre ersten Seniorenspiele überhaupt. Trotzdem konnten wir gegen jeden Gegner nicht nur mithalten, sondern waren phasenweise auch überlegen. Die vielen Fehler, die zu einfachen Gegentore geführt haben, waren häufig diesem „jugendlichen Leichtsinn“ geschuldet. Allerdings musste ich auch selber feststellen, dass ich einige Dinge falsch eingeschätzt habe, die ebenfalls zu Gegentoren geführt haben. Diese sind:
- hohes Pressing führte zu vielen langen Bällen, die wir nicht gut klären konnten
- Spiel nach vorne ohne eine vernünftige Restverteidigung
- Raumdeckung bei Standards
- zu großer Fokus auf Spielvortrag durchs Zentrum
- keinen Plan B
Ausblick
An diesen Punkten habe ich entweder schon geschraubt, oder werde es jetzt in der freien Zeit tun, damit wir in der kommenden Vorbereitung daran arbeiten können. Es wird ein alternatives System zum 4-3-3 geben und wir werden einen größeren Fokus auf die individualtaktische Ausbildung legen. Der Spieler muss wissen, wie er sich wann zu verhalten hat. Ich hoffe, dass die Spieler dadurch sicherer werden und wir nicht so leicht aus der Bahn zu werfen sind wie zuletzt. Wir sollten wieder mehr zur anfänglichen Unbekümmertheit zurückkehren. Allerdings nur noch in den richtigen Räumen und mit einer guten Restverteidigung 😉
Wir haben definitiv noch viel Potential nach oben, was mir extrem viel Mut und Lust auf die Rückrunde macht! Es wird keine personellen Veränderungen geben, sodass wir auf einem sehr guten und hohen Level ansetzen können. Ich werde demnächst noch etwas ausführlicher über die Rückrundenvorbereitung berichten und auch das neue Spielsystem erläutern.
Bis dahin eine erholsame Winterpause!